Poker galt einst als Kartenspiel des Wilden Westens. Doch mit dem Internet verlagerte sich das Spielen ins Netz, die Folge davon war ein Boom, der bis heute anhält. Das erkannte bald nicht nur die TV-Sender, sondern auch die Filmproduzenten. Sie begannen damit, Poker als Spannungselement in ihre Streifen zu integrieren.
Schon zuvor hatte sich Poker als Erfolgsfaktor einer neuen Industrie erwiesen. Anbieter von Karten- und Casinospielen verlagerten ihr Geschäftsmodell zunehmend ins Netz und erreichten so Millionen Interessierte. Diese fanden dort die Möglichkeit, jenes Spiel auszuprobieren, das sie zuvor im Fernsehen oder auf der großen Leinwand in Aktion erlebt hatten. Die folgenden Filme trugen maßgeblich dazu bei, aus Poker ein weltweites Phänomen zu machen.
„James Bond: Casino Royale“
Der erste Auftritt von Daniel Craig als James Bond nahm in vielerlei Hinsicht volles Risiko. Das begann bereits bei der Auswahl des Darstellers. Niemals zuvor hatten die Produzenten auf einen blonden James Bond gesetzt, doch ihre Wahl erwies sich im Nachhinein als goldrichtig. Wurde Daniel Craig bei seiner Präsentation auf der Themse in London noch von den Medien verlacht, verstummt die Kritik schlagartig, als sein Debüt veröffentlicht wurde. „Casino Royale“ präsentierte den Geheimagenten im Dienste Ihrer Majestät hart und zynisch wie lange nicht, das kam bei Publikum ausgezeichnet an.
Doch am erstaunlichsten war die Wahl der zentralen Szene im Film. Anstatt auf Action zu setzen, ließ der Regisseur seinen Star in einer 20-minütigen Pokerszene gegen seinen Kontrahenten antreten. Damit erlebte das Action-Publikum erstmals, wie viel Spannung Pokern machen kann und das in einem ungewöhnlichen Setting. Daniel Craig spielte auch während der Dreharbeiten in den Pausen Poker, sein „Sparringspartner“ war Andreas Daniel. Der Pokerdealer aus Wien agierte auch auf der Leinwand als Spielleiter überzeugend und sorgte für Authentizität. Der Kinohit verpasste Online Poker einen enormen Schub und zeigte deutlich, wie schnell man Poker lernen und spielen kann.
Welche Aufmerksamkeit ein James-Bond-Film erregen kann, erlebte Jahre zuvor auch Deutschland. Die Dreharbeiten in Hamburg und Düsseldorf zum Pierce-Brosnan-Streifen „Der Morgen stirbt nie“ sorgten für einen Touristenansturm. Kein Wunder also, dass vor Drehstart jedes neuen Films ein Gerangel von Locations und Produktherstellern beginnt, um sich möglichst gut im Film präsentieren zu können.
„Rounders“
Fragt man jedoch die Pokerprofis, welchen Film über das Spiel sie bevorzugen, dann hört man weniger „Casino Royal“, als vielmehr den Film „Rounders“. Dieser gilt in der Szene als die beste filmische Umsetzung des Themas mit all seinen Facetten. Der Film stammt bereits aus dem Jahr 1998 und ist prominent besetzt. Neben dem Hauptdarsteller Matt Damon spielen unter anderem Edward Norton, John Malkovich und John Turturro. „Rounders“ ist ein Begriff auf der Pokerszene.
Er beschreibt Spieler, die alle gängigen Pokervarianten beherrschen und ihr Geld professionell an den unterschiedlichsten Settings verdienen. Dazu zählen nicht nur Pokerturniere, sondern auch Cash-Games oder private Homegames. Mit dabei im Film ist einer der bekanntesten Spieler der Welt. Der Doppel-Weltmeister Johnny Chan ließ sich allerdings nur dazu überreden, weil seine Tochter unbedingt Matt Damon kennenlernen wollte.
„Cincinnati Kid“
Die Mutter aller Poker-Kinofilme stammt bereits aus dem Jahr 1965. „Cincinnati Kid“ vereinte den jungen Hollywood-Star Steve McQueen und den berühmten Gangster-Darsteller Edward G. Robinson. Hier wird nicht nur erstmals gezeigt, welche enorme Spannung beim Pokern entstehen kann, sondern gleichzeitig auch ein Drama mit epischer Wucht entfaltet. Der Streifen gilt bis heute als Filmklassiker, der seine Zuschauer im finalen Duell des Films sprachlos zurücklässt. Das Duell des alten Könners gegen den aufstrebenden jungen Wilden endet anders als erwartet und ist daher zweifellos einer der besten Pokerfilme aller Zeiten.
„Mollys Game“
Drama steht auch im Mittelpunkt des jüngsten Pokerfilms, der es in die Liste der besten filmischen Abhandlungen des Themas geschafft hat. „Mollys Game“ aus dem Jahr 2017 behandelt das Leben von Molly Bloom, deren Fall vor einigen Jahren die Öffentlichkeit aufrüttelte. Die ehemalige Skirennläuferin wurde durch eine schwere Verletzung dazu gezwungen, ihre hoffnungsvolle Karriere aufzugeben. Sie versuchte sich als Organisatorin privater Pokerrunden und hatte damit durchschlagenden Erfolg. Bloom galt als der Host der Promis, über deren Pokertische Millionen wanderten.
Doch ihre illegalen Aktivitäten flogen auf, Bloom wanderte ins Gefängnis. Ihre Biografie wurde die Basis für das Drehbuch von „Mollys Game“, der tief in die Welt der sogenannten Highroller eintaucht. Dort spielt Geld oftmals keine Rolle, am Ende zählt der Sieg. Der Film bezieht seine Spannung aus der unglaublichen Biografie seiner Hauptdarstellerin und ihren Balanceakt in der Welt der Reichen und Mächtigen. Drehbuchautor Aaron Sorkin glänzt mit großartigen Dialogen und einem Spannungsaufbau, der keine Wünsche offenlässt.
Diese Filme über Poker zählen zu den Besten, die jemals das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben. Sie gelten heute als beispielhaft für die richtige Umsetzung des Spiels und sind längst Bestandteil der Popkultur geworden. Dort hat Poker seinen festen Platz gefunden, nicht umsonst zählt das Spiel zu den Hobbys zahlreicher Stars.